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Erfolgsgeschichten – #3: Abschlussfahrt gerettet!

Zwei Trainer_innen helfen einer Schulklasse mit Systemischem Konsensieren, ihre Abschlussfahrt zu planen und damit die Chancen zu erhöhen, ihre skeptische Lehrerin für ihr Vorhaben zu gewinnen.

Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden mein Kollege Vinzenz Fengler und ich – beide Trainer_innen für Diversity und Teambuilding – von dem Sozialarbeiter eines Gymnasiums beauftragt, mit einer 10. Klasse ein Training durchzuführen. Die Klasse hatte einen äußerst schlechten Ruf, Konflikte, Gewalt und Mobbing waren hier große Probleme im letzten Schuljahr gewesen. Nun waren einige der „schwierigsten Mitschüler_innen“ abgegangen, mit den Übrigen sollten wir den Klassenzusammenhalt stärken.
Während des Trainings stellten wir überrascht fest, wie kooperativ sich alle sowohl mit uns, als auch miteinander verhielten. Die Jugendlichen teilten uns mit, dass sie sich eigentlich gut miteinander verstünden – so gut, dass sie gern gegen Ende des Jahres eine gemeinsam Schulabschlussfahrt machen wollten. Die Klassenlehrerin hielt dies aufgrund des oben beschriebenen Rufes der Klasse grundsätzlich für nicht machbar, bzw. weigerte sich, eine Fahrt bei dieser Klasse zu begleiten.

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Wir beschlossen, zunächst mit ihnen die guten Gründe zusammenzutragen, weshalb sie eine Klassenfahrt machen wollten: Das zentrale, verbindende Bedürfnis war Gemeinschaft: Die Klasse wollte etwas Schönes gemeinsam erleben.

Nun sammelten wir Vorschläge, sowohl für Reiseziele im In- und Ausland, als auch für die zeitliche Dauer, und fragten zunächst die Zustimmung zu den Orten ab, wobei jede Person bei jedem Ort ihre Hand heben konnte. Das Ergebnis war zwar eindeutig – bei den ausländischen Zielen (Paris erhielt 10 Zustimmungen), bei den Inlandszielen konnte jedoch keine Mehrheit gewonnen werden.

Nach einer Pause berichtete ich der Klassen davon, dass ich ein neues Entscheidungsverfahren kennengelernt hatte und fragte, ob sie es mal ausprobieren wollten.

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Die Klasse willigte ein und so erklärte  ich ihnen das Systemische Konsensieren  mitsamt einer kleinen Skala: kein Problem = Arme unten lassen, kleines Problem = ein Arm hoch und großes Problem = beide Arme hoch.

Und tatsächlich: das Ergebnis war für die Klasse außerordentlich informativ, denn eine Mitschülerin konnte so ihren Unmut mit der Möglichkeit, nach Paris zu fahren, sichtbar machen, während auch deutlich wurde, dass es viele weitere Auslandsreiseziele gab, mit denen alle zufrieden wären.

Bei den Inlandsfahrtzielen wurde nun auch deutlich, welches die größte Akzeptanz innerhalb der  Gruppe hatte.
In der anschließenden Reflexion, besprachen wir die unterschiedlichen Verfahren und Ergebnisse. Die Schüler_innen bemerkten geschlossen, dass das konsensierte Ergebnis für sie das bessere und zufriedenstellendere Ergebnis sei, denn hierbei wurde niemand zurückgelassen oder übergangen.

Im Anschluss ging es zusammen mit ihrem Schulsozialarbeiter darum, welche Schritte sie als Klasse unternehmen könnten um mit der Klassenlehrerin in Verhandlung zu treten und sie für die Klassenfahrt zu gewinnen. Dabei wurde auch klar, dass sie sich bessere Chancen bei einer Inlandsfahrt ausrechneten und deshalb Köln als Reiseziel festlegten – ein Ergebnis, mit welchem trotz des Restwiderstands nach eigener Aussage alle gut leben konnten.

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Der Schulsozialarbeiter informierte uns später darüber, dass die Klasse, aufgrund des geschlossenen Auftretens und der für sie eindrucksvollen Ernsthaftigkeit in der Abstimmung, die auf Flipcharts dokumentiert war, erfolgreich mit der Lehrerin verhandeln konnte, was den Klassenverband weiterhin stärkte und zu einer gelungenen Abschlussfahrt führte.

Moyra Wollenberg